Münchner gibts kaan

Münchner gibt’s kaan.

Mit Kollegen nach einem aus einer Fortbildungsveranstaltung heraus geschuldeten, bedingten und erfreulich gestaltetem Abendessen im Lokal nahe dem Institut gehe ich gemeinsam mit einigen von ihnen dorthin zurück. Der oder Die Eine oder Andere arbeiten hier schon lange. Diesen Weg kannten sie noch nicht, ich schlage ihn vor, da er immerhin einen von einigen markanten Wegen – hier entlang der nunmal stadtgründenden Isar – in dieser Stadt darstellt. Die Isar tobt, donnert, nur wenige Schritte entfernt, von den dunklen Wettern gefüttert, in diesem Wetterjahr.
Man spricht angeregt. Ach, noch nie hier gewesen! Es ist dunkel. Die feinen Details bleiben ungesehen, ungezeigt. Der Steg, auf unserer Website abgebildet, das Alpenmuseum. Ach, und das Maximilaneum? Die Unterhaltung, immerhin, bleibt angeregt. Meine Güte. Wir einigen uns auf den Mond.
All das wenige Schritte von unserer Arbeitsstelle. Wir leben in unserer Welt, und die erschreiten wir, erstreiten wir, nach unseren Wünschen und Bedürfnissen. So gut wir können. Andre Heller sprach mal von den Kreisen, die einzelner Stein im Teich verursacht. Sie seien der Tod des Ministranten 🙂
Ich aber denk mir – Münchner gibt’s kaan. München ist kein Teich, und Kiesel gibt’s zuhauf! ‚S gibt Söllner, Haidhausner, Schwabing-Schickis, Hausfrauen, (Unter-)Giesinger, Karl Valentin, ach, und ja, mich und liebe Menschen, die mit mir eine Arbeit teilen.

Hörnle erschreckt
Bin dann später meinem Hörnle auf dem Balkon begegnet, weiss nicht, wer sich hier mehr erschreckt hat. Es, er, sie, immerhin, mag sich mehr erschreckt haben und hat sich schnell den Weg über die Dächer gesucht. Ob es sich mehr erschreckt hat, ob es sich überhaupt? Grade fand ich ein Youtube Video über eine Begegnung von Dobermann und Horn, an einem Baum – das kleinere Tier hatte eine beeindruckende Geschicklichkeit, sich am Baum immer ziemlich sicher hinter dem Stamm zu halten, kopfüber, baumauf, wie auch immer, was den großen, starken, schwarzen Hund mitunter ins Holz – gradraus – beißen ließ. Das Kleine blieb dabei auf gleicher Höhe, tanzte kopfauf kopfüber um den Stamm herum. Stets perfekt im Gleichgewicht. Der Hund hingegen, bemüht, japsend, tollend, wie ungeschickt…. Ob das Humor war (meint spiegel-online), hmm, skeptisch, oder was das Hörnle angezogen haben mag, diesen Tanz zu wagen? Vielleicht ein Feind im Baum? Rivale? Eine Nuss am Boden? Oder wirklich nur Selbstsicherheit?
Zurück zu ‚meinem‘ Hörnle. Die Nüssle zum Trost ausgelegt, hat es sich geholt. Bin ja auch kein Dobermann, und einen Baum gibt’s hier auch noch nicht.
Manchmal denk ich, könnt ja sein, das Hörnle sieht mich als den Riesen, das Monster, den Dobermann, das die Nüsse klaut, die für es wachsen, von seinem Balkon…
Eine Frage der Perspektive und der Lebendigkeit!

 

Pilze, Menschen, Typen

Die Pilzexkursion.

Es gibt Erinnerungen, die lassen sich für lange Zeit lebendig wieder zum Leben erwecken. Klar, nichts wird wieder so gelebt, gefühlt, getan wie einmal zuvor, zum einzigen Zeitpunkt, wo es eben gelebt, gefühlt und getan worden ist. Aber immerhin, wir können uns dies Erinnerte wach und vielfältig erhalten.

Für mich ist eine dieser Erinnerungen die an meinen Großvater väterlicherseits. Ein eher stiller Mann, beschädigt, wenngleich nicht äußerlich, vom Krieg zurückgekehrt (kalte Füße, pflegte er zu sagen, aber das war nicht metaphorisch gemeint). Er pflegte am arbeitsfreien Wochenende uns Kinder, oder eins zwo drei von uns, mit in den nahegelegenen Wald zu führen. Waren Pilze nicht zu erwarten, oder unsicher, wurde vorsorglich eine Rolle Smarties eingekauft (Rolle? es war eine zylindrische Pappschachtel, mit Plastikverschlüssen an beiden Seiten), und die Schokolinsen wurden auch gleich mykologisch bestimmt, professionell: Rot die giftigen, die also erst am Schluss essen, Braun und Gelb die Essbaren, bei Blau und Grün den Pilzexperten fragen. Aus waren wir dann auf Röhrlinge, Maronen, wenn wir wirklich Glück hatten, fanden wir einen Riesenschirmling, auch Parasol geheißen.

Finger weg, sonst, von Lamellenpilzen …

Ganz anders die Exkursion. Der Leiter ein viriler Senior, straff, nicht wie die stelenhaft stehenden Nudisten im FKK, aber von ähnlicher Art. Er habe es nicht mehr nötig, sich zu profilieren. Doziert Stunde um Stunde. Erklärt, eine Klassifizierung sei mittlerweile nicht mehr möglich, da Phäno- und Genotyp (meine Worte, A.d.V.) weit auseinanderklafften, dann wird munter weiter klassifiziert. Doziert bereits auf dem Parkplatz, und weiter. Meine Hufe trappeln …

Aber – was mich wirklich ärgert – wenn er den Pilz bestimmen will, fragt er am Ende seine Frau, die still präsent ist, und die weiß dann den Namen …

Also, meine Ausbeute und Mitnahme: Pilze sind vielfältig in ihrer Erscheinung, also z. B. Gemeinschaft, Schirm, Dach (sieht doch aus wie die Haltestelle an der Münchner Freiheit) …

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… und Nahrung, Erquickung, so wie hier in diesen Bildern, in der Metapher noch viel mehr! Oder als Omelett, lecker.

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Malen (nach der Natur)

Wer würde besser malen als die Natur? Vielleicht ihre Geschöpfe? Vater und Sohn, mit Dienern (Trolle?), und die Tochter naht. Malen? Wo wir doch oft einäugig sind ….
Also vielleicht sehen. Und Bewegen. Mit Farben. Das ist malen.

Schau’mer mal .-)

(Amboss, Trifels, August 2016)

PS: kein Wunder, dass keiner diese Burg überfallen wollte …

Magic Mushrooms

Was wollen uns diese Pilze (keine Ausserirdischen, echt!) denn vielleicht mitteilen? Scheinen sie doch eine Art Kommunikation, Schrift, zu entwickeln …

Vielleicht haben sie Durst? Oder Lust?

(Gesehen bei Annweiler, Trifels, Pfalz, August 2016)

Ein Jahr München …

… in Büchern:

1001 Nacht. Erzählt von Salman Rushdie. Unglaublich. Aktueller denn je.

Statt mir Boris Johnsons Churchill-Biographie zu verkaufen (von diesem blöden Reaktionär … wollen Sie ein Buch kaufen?), rät die Buchhändlerin (ach, wie war ich verwirrt von ihrer überaus attraktiven Art – Buchhalterin fiel mir grade noch ein, um ihre Rolle in dem Handel zu präzisieren ;.) in meinem Lieblingsbuchladen zu Michael Köhlmeiers „2 Männer am Strand“. Eine auf mehr als einer Ebene spannende biographisch-fiktive Erzählung, die, nun, auch von Winston Churchill handelt. Nach dem Ja zum Brexit hätte ich ersteres, das von Herrn Johnson wohl auf die Straße geworfen und möglicherweise unschuldige Passanten getroffen und verletzt.

War hier schon Spinoza? Irgendwie schon, schon lange.

Louise Burgeois. Noch so eine Hundertjährige, naja, beinah.

Zwischendurch, Geburtstagsgeschenk: Louis Begley: Lügen (wollte tippen: „Lieben“) in Zeiten des Krieges. Ach Cholera. Und Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher. Buchhaim – hier um die Ecke die Haimhausener Straße. Ach, kleine große Welt!

Göttliche Komödie, Dante Alighieri. Zitate von Kollegen hatten mich beeindruckt (Si intuarsi…). Eine Übertragung ins Neue, als Erzählung, von Kurt Flasch – Fehlschlag, das gute alte Reclam macht mir klar – kein aktueller Stoff, nicht(s) für mich.

Irvin Yalom: Als Nietzsche weinte. Wer etwas darüber erfahren möchte, was Behaviorismus und Psychodynamik unterscheidet, findet hier reichlich Material.

Irvin Yalom: Das Spinoza-Problem.

Bento / Baruch de Spinoza: Theologisch-politische Abhandlung. Logische Konsequenz daraus. Grundlegendste radikale Einstellung zu Religion, dabei gut nachvollziehbar. Seine „Ethik“ würde ich vermutlich nicht verstehen.

Wiedergelesen: Arno Schmidt: Seelandschaft mit Pocahontas. Unglaublich.

Und: Nicholson Baker: das Regenmobil. Dann im Original, zur gleichen Zeit: Travelling Sprinkler. English vom Feinsten. Kluger Amerikaner. Auch so einer wie Schmidt, aber nicht so heavy.

Das kleine Etymologicon. Kristin Kopf. Warum will ich Ethymiologie immer falsch schreiben (Psychiologhie? 🙂 Das Buch gibt mir viel, sehr viel, aber keine Antwort auf diese Frage.

Angefangen: Kleine Mordgeschichten für Tierfreunde; Patricia Highsmith. Eher ein Papierkorbkandidat.

Und schon wieder diese Bibliothekarin. Zwei Kolleginnen hat sie noch, ein griechisches Dreigespann von Musen oder – passt dann – Nornen (Urd – Schicksal, Verdandi – das Werdende und Skuld – Schuld; das, was sein soll, Quelle: Wikipedia). Und teilt mir ihre Einschätzung, es sei ein gut geschriebenes Buch, das mir ins Auge gefallen ist: „Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes – in einer Frage und zwanzig Antworten“.

Logisch, zu Reclam zu greifen und die Essais zu lesen. Schon bestellt.

In der Reifung: Ovid-die Metamorphosen, Aristophanes, wieder, vielleicht Lysistrata.

Ach ja, da liegt noch, wartend. Durs Grünbein: Die Jahre im Zoo.

Papierkorb: Duden: Wolke sieben. J. Lottmann: Unter Ärzten.

… in Filmen:
Doris Dörrie – Fukushima. Die Inhaberin des Japanalia-Ladens neben dem Kino hatte Scheu, den Film zu sehen. Zu schmerzhaft, möglicherweise, auch oder gerade für ihre Freunde. Ja, schmerzhaft, aber auch sehr viel Mut schöpfend. Einer der wirklich guten Dörries!
Iran-Taxifahrer. Keine Toten, aber viel zum Nachdenken
Hayl Cäsar – Papierkorb
Die Faszination der Million
Gerade gesehen: „Toni Erdmann“. Krass gut. Dogma 2016, aus der 2. Reihe beobachtet (Genicksteife, weil Kino foll!). Und das am Dienstag!